Klinik-Beschäftigte aus Nordwesten zeigen Flagge in Hannover

Artikel vom 21.09.2023

Stefan Idel

Zeigen Flagge auf dem Opernplatz in Hannover: Beschäftigte des Evangelischen Krankenhauses in Oldenburg (in der Mitte: Vorstand Kristina Minder) vor dem Rettungswagen der Oldenburger Johanniter. Bild: Stefan Idel

Die Kliniken stehen finanziell unter starkem Druck. Um das Defizit bei den Betriebskosten auszugleichen, soll der Bund helfen. Wie gut war der Nordwesten bei der Demo in Hannover vertreten?

Oldenburg/Hannover - „Wir retten Leben, wer rettet uns?“ steht auf einem Banner. Und auf einem weiteren: „Wir sind systemrelevant!“ – Etwa 2500 Beschäftigte von Krankenhäusern in Niedersachsen und Bremen demonstrieren am Mittwoch in Hannover, um ein drohendes Kliniksterben zu verhindern. Vor allem der Nordwesten zeigt Flagge: Allein 200 Beschäftigte des Evangelischen Krankenhauses (EV) in Oldenburg sind auf dem Opernplatz vertreten. „Das ist ein Ausdruck unseres tollen Miteinanders“, sagt Kristina Minder, Vorstand Management im EV.

Pleitewelle droht

Weiterhin sind unter anderem Beschäftigte des Pius in als Oldenburg, des St.-Marien-Hospitals Friesoythe (Kreis Cloppenburg), der Krankenhäuser in Lohne und Damme (Kreis Vechta), des Borromäus-Krankenhauses Leer und des Bernhard-Hospitals Brake (Kreis Wesermarsch) zu sehen. Das Johanneum in Wildeshausen (Landkreis Oldenburg) hat eine Abordnung von 20 Mitarbeitern mit Geschäftsführer Hubert Bartelt an der Spitze nach Hannover geschickt.

Die Problemlage: Hohe Energiekosten, die Tarifsteigerung sowie die Inflation setzen die Häuser unter Druck. Nach Angaben der Krankenhausgesellschaft (NKG) droht eine Pleitewelle. Ein Beispiel: Das EV in Oldenburg hat laut Minder bei einem Jahresvolumen von 150 Mio. Euro im Vorjahr ein Defizit von 4,5 Mio. Euro ausweisen müssen. In diesem Jahr dürfte es ähnlich hoch sein. Dabei erbringe das EV die gleichen Leistungszahlen wie vor der Corona-Krise. „Wir können aber unsere Preise nicht einfach erhöhen.“

„Fast schon böswillig“

Ähnlich schildert Bernd Wessels, Geschäftsführer im Marien-Hospital, die Lage: Die gestiegenen Kosten, insbesondere die Tarifsteigerung von 11 Prozent, könnten nicht aus dem laufenden Betrieb erwirtschaftet werden. Er rechnet mit einem Defizit von 2 Mio. Euro für 2024. „Da wird einem angst und bange“, sagte Wessels. Die Untätigkeit des Bundes sei schon „böswillig“. Wessels fordert eine „Transfer-Finanzierung“, bis die in Berlin geplante Krankenhausreform greife. Etwas ähnliches gebe es ja auch im Energiesektor für den Ausstieg aus der Kohle.

„Die Krankenhäuser in Niedersachsen sind so gefährdet wie nie zuvor“, ruft NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke auf der Bühne. Ohne Hilfe aus Berlin drohe spätestens im kommenden Jahr der finanzielle Kollaps. Laute Pfiffe und Buh-Rufe sind zu hören, sobald der Name von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) fällt. Niedersachsens Sozialminister Andreas Philippi (SPD) stellt sich an die Seite der Demonstranten. „Uns rennt die Zeit davon“, mahnt er schnelle Hilfe an. „Eine gute Rede“, sagt Gaby Lübbers, Pflegekraft im Friesoyther Marien-Hospital. Auch Anja Schock aus dem Borromäus ist zufrieden. „Es muss schnell etwas passieren.“

Während der Nordwesten Flagge zeigt, sind Beschäftigte aus Kliniken der Region Hannover und der Uni-Kliniken kaum auf dem Opernplatz vertreten. „Wir stehen hier auch für alle anderen“, sagt Minder. Selbst den Sanitätsdienst stellten die Oldenburger. Die Ärzte Dr. Thomas Henke, Prof. Christian Byhahn und Dr. Martin Bergold besetzen einen Rettungswagen der Johanniter. Erst am Vorabend sei man informiert worden, dass die Landeshauptstadt keinen Sanitätsdienst auf dem Opernplatz stellen könne.


 

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