Artikel vom 25.09.2023

Mitfahrer gesucht: Die App "Twogo" hilft bei der Vermittlung von Fahrgemeinschaften. Der Landkreis Wesermarsch will sie für seine Bürgerinnen und Bürger einführen. Bild: Christian Quapp
Fahrgemeinschaften sparen Geld und entlasten die Straßen. Mit einem digitalen Mitfahrportal will der Landkreis Wesermarsch den Einstieg erleichtern.
Wesermarsch - Zehntausende Autos rollen täglich durch die Wesermarsch – kaum eines davon ist voll besetzt. Dabei sind viele Menschen zur gleichen Zeit auf den gleichen Wegen unterwegs und könnten sich theoretisch die Plätze teilen. Die Organisation von Mitfahrgelegenheiten ist nicht nur in der Wesermarsch immer mal wieder Thema – jetzt will der Landkreis seinen Bürgerinnen und Bürgern mit einer digitalen Lösung den Einstieg leichter und schmackhaft machen. Schließlich, so heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Ausschuss Planen, Bauen, Mobilität, pendeln im Kreis täglich 45 000 Personen. 9000 fahren zur Arbeit in den Kreis, 13 800 heraus, 22 100 bleiben innerhalb der Kreisgrenzen. Die Anordnung der größeren Städte entlang der B 212 sei günstig für Fahrgemeinschaften.
Digitale Lösung
Die Verwaltung hatte mehrere Anbieter für digitale Lösungen untersucht. Der Anbieter „Twogo“ habe nach aktuellem Stand das beste Preis-Leistungsverhältnis. „Twogo“ gehört zur Schwarz-Gruppe, eher bekannt für die Ketten Kaufland und Lidl. Die Gruppe hat aber auch eine Mobilitätssparte, wie ein Mitarbeiter von Twogo in einer Videokonferenz mit dem Ausschuss erläuterte. Er stellte das Angebot vor. Über eine App oder am heimischen Computer können die Nutzer sowohl Fahrten anbieten als auch Fahrtwünsche äußern. Ergibt sich eine Übereinstimmung, können die Nutzer vor der Fahrt Kontakt aufnehmen, sich kennenlernen und Absprachen treffen. Gibt es keine passende Mitfahrgelegenheit, schlägt die App auch Alternativen wie Verbindungen mit Bus und Bahn vor.
Für Nutzer kostenlos
Für die Nutzer ist das Angebot selbst kostenlos, die App schlägt allerdings auf Basis der gefahrenen Kilometer und angelehnt an die Pendlerpauschale eine Kostenbeteiligung vor. Wie genau die Nutzer dann untereinander abrechnen, bleibt aber ihnen überlassen. Zahlen müsste allerdings der Landkreis, wenn er sich für die Einführung des Angebots entscheidet. Einmalig 2000 Euro und eine jährliche Summe von 3650 wären aus dem Klimaschutzfonds des Landkreises zu zahlen. Dafür liefert der Anbieter nicht nur die Anwendung, er bietet auch Unterstützung in Form von Werbematerial an.
Kritische Fragen
Aus dem Ausschuss kamen einige durchaus kritische Nachfragen. Generell sei ein solches Angebot ein Gewinn, so Uwe Thöle (SPD). Aber wie sehe es mit dem Datenschutz aus? Ina Korter (Grüne) wollte wissen, wie sicher das Angebot für Nutzer sei, die immerhin zu einem Fremden ins Auto steigen. Twogo verfüge über eine eigene Infrastruktur mit Servern in Deutschland und Österreich, so die Antwort. Nutzer müssten sich über eine Mail-Adresse oder Telefonnumer identifizieren und könnten auch detaillierte Profile anlegen. Nutzer, die unangenehm auffallen, könnten von der Plattform ausgeschlossen werden. Johann Evers, äußerte deutlichere Zweifel – vor allem an der Nachfrage. „Wir kommen alle mit dem Auto hier nach Brake, fahren aber auch alle allein“, sagte er mit Blick auf die Ausschussmitglieder. „Wie viele Leute werden das nutzen?“ Manfred Wolf (FDP), erinnerte daran, dass der Kreis ein Klimaschutzkonzept verabredet habe. „Wir sollten das zeitlich befristet machen. Es würden ja auch keine Unsummen versenkt.“ Ina Korter stimmte zu: Für einen begrenzten Zeitraum, verbunden mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit solle das Angebot getestet werden. Der Ausschuss sprach sich einstimmig für den Beschlussvorschlag der Verwaltung aus.