Artikel vom 14.11.2023

Seit 1992 Busfahrer, seit mehr als acht Jahren für die VWG hinterm Steuer: Thomas Kunz ist der „Lieblingsbusfahrer 2023“. Bild: Patrick Buck
Thomas Kunz von der Oldenburger VWG ist mit dem bundesweiten Preis „Lieblingsbusfahrer 2023“ ausgezeichnet worden. Hier berichtet er, was ihm im Umgang mit seinen Fahrgästen besonders wichtig ist.
Oldenburg - Als er das Plakat sah, hat Thomas Kunz abgewunken. Da kommt doch eh nichts, dachte er. Gesucht wurden positive Erlebnisse mit Busfahrern für einen bundesweiten Wettbewerb. Doch aus Kunz’ Erfahrung sind Schulterklopfer selten. Wenn sich jemand zum Busfahren äußert, dann meist negativ. Doch Monate später stand der Oldenburger gemeinsam mit zwei Kollegen und einer Kollegin aus anderen Unternehmen in Berlin und wurde ausgezeichnet – als Lieblingsbusfahrer 2023.
Seltene Wertschätzung
„Das ging runter wie Öl“, sagt der 58-Jährige, der seit mehr als acht Jahren für die VWG unterwegs ist – auf allen Linien, in allen Stadtteilen und über die Stadtgrenze hinaus. Es war der Erfahrungsbericht eines Fahrgastes, der die Jury des Wettbewerbs überzeugte, also die direkte Rückmeldung für Kunz’ Arbeit und vor allem für die Art, wie er mit den Menschen im Arbeitsalltag umgeht. Diese Art der Wertschätzung erfährt er nicht so häufig wie es guttäte.
Dabei versucht er selbst, den Fahrgästen ein gutes Gefühl zu vermitteln. Ein „Moin“ beim Einsteigen, auch mal ein lockerer Spruch, wenn es passt – auf den Mund gefallen ist Kunz nicht. Den Ruhrpott in ihm (er stammt aus Oberhausen und fuhr viele Jahre in Essen Bus) kann er nicht verleugnen. Natürlich ist auch er mal müde oder muss im Stadtverkehr hoch konzentriert sein. Doch Respekt gegenüber dem Kunden ist für ihn auch dann ein hohes Gut.
Das erwartet der 58-Jährige allerdings auch umgekehrt. Die Erwartungshaltung an ihn und seine Kollegen sei hoch, dazu begegne ihm zunehmend Ignoranz, insbesondere von jüngeren Menschen. „Man wird mitunter als Mensch missachtet.“ Er gibt zu, dass es ihm an manchen Tagen schwerfällt, der nette Busfahrer zu sein. Zumal die Respektlosigkeiten seiner Ansicht nach zugenommen hätten.
Kunz selbst sieht sich selbst mit einer hohen Resilienz gegen Misstöne von außen ausgestattet. Dass nicht jeder Fahrer diese Geduld aufbringt oder manche grundsätzlich eher muffelig rüberkommen, mag er gar nicht bestreiten. Aber zunächst gilt aus seiner Sicht die alte Regel: Wie man in den Wald hineinruft... .
Auslandserfahrung
Einst war Kunz in Neuseeland auf Reisen. Dort war er völlig baff, dass jeder Passagier dem Busfahrer beim Aussteigen noch einen schönen Tag wünschte. Er selbst macht das übrigens auch, wenn er als Fahrgast mit dem Bus unterwegs ist. Extra laut, damit die anderen Menschen im Bus es hören, sich vielleicht ein Beispiel dran nehmen. In Australien dagegen sah Kunz Busfahrer, die aus Sicherheitsgründen in richtigen Metallkäfigen hinterm Steuer saßen. Für den VWG-Fahrer eine grausige Vorstellung. Er wünscht sich eigentlich die Zeit vor den Trennscheiben zurück, die inzwischen zum Standard gehören. Da war der Kontakt zu den Fahrgästen noch ein wenig direkter. Auch wenn nicht jeder nett zu ihm ist, gehört das für ihn einfach dazu. „Denn am Ende bin ich immer noch sehr gern Busfahrer.“
Die Nominierung
Mit dieser Geschichte eines Fahrgastes wurde Thomas Kunz nominiert und am Ende ausgezeichnet: „Der Fahrer ist zu jedem Fahrgast sehr freundlich und extrem hilfsbereit. Er versucht den Fahrgästen jeden Wunsch zu erfüllen, sei es ein Anschluss, der erreicht werden soll, oder wenn es um einen verlorenen Gegenstand geht, ist der Mann bereit, alles dafür zu tun, dass der Fahrgast zufrieden ist. Der Busfahrer weiß, was es bedeutet, seine Dienstleistung als Busfahrer zur vollsten Zufriedenheit zu erfüllen! Wenn es mal stressig wird oder es kommt zu einer Umleitung, habe ich es schon erlebt bei dem Fahrer, dass er alle Fahrgäste informiert und auch darauf achtet, dass jeder die Änderung zur Fahrstrecke verstanden hat. Sollte es mal zu einer unschönen Situation mit einem anstrengenden Fahrgast kommen, bleibt der Fahrer cool und hat immer einen passenden Spruch auf den Lippen, um freundlich, aber auch mal bestimmt, die Wogen zu glätten. Fehlen bei einem Fahrgast mal fünf Cent für ein Ticket, drückt der Mann ein Auge zu, druckt das Ticket aus und nimmt das vorhandene Geld an. Das habe ich selbst schon erlebt! Ich freue mich immer sehr, wenn ich mit ihm fahre!“
Der Preis wurde zum ersten Mal durch den Fahrgastverband Pro Bahn, die DB Regio, den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und den Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) verliehen. Insgesamt wurden 2300 Bus-Geschichten eingereicht. 22 Fahrerinnen und Fahrer kamen in die engere Auswahl.