Wenn Katzen hinter Gittern landen

Artikel vom 10.08.2023

Doris Grove-Mittwede

Eine junge Katze schaut in einem Tierheim durch die Gitterstäbe (Symbolbild): Immer mehr Fundtiere landen in Tierheimen. Manche Tierbesitzer wollen Katzen zudem aus verschiedensten Gründen abgeben, doch viele Tierheime sind längst am Limit.
Bild: Denitsa Kireva/Pexels

Ein Festtag ist der Weltkatzentag für viele Katzen aus dem Ammerland und Oldenburg keineswegs: Immer mehr Fundtiere landen im Tierheim, trotz Kastrationspflicht gibt es viel Katzenelend.

Ammerland/Oldenburg - „Es ist immer dasselbe und natürlich haben wir auch dieses Jahr eine Katzenschwemme und wir werden auch 2024 wieder eine haben und 2025. Die Umsetzung der Kastrationspflicht ist die einzige Möglichkeit, damit es endlich weniger Katzenelend gibt“, sagt Helga Dirks von der Katzenhilfe Oldenburg.

Viele nicht kastriert

„Doch vor allem in ländlichen Gebieten leben noch viel zu viele nicht kastrierte Freigänger, die bis zwei Mal im Jahr Junge haben, und viele dieser Tiere – Kätzchen und Muttertiere – landen dann in erbärmlichen Zuständen bei uns. Viele Leute glauben bis heute, dass Katzen keine Mäuse mehr fangen, wenn sie kastriert sind, oder dass eine Kätzin mindestens einmal rollig sein und Junge haben müsse. Das ist reiner Irrglaube. Obendrein wollen einige Menschen zwar Katzen halten, aber schlicht kein Geld in sie investieren. Und die nicht kastrierten Kater sorgen nicht nur überall für Katzennachwuchs, sondern ziehen sich womöglich bei ihren Revierkämpfen Katzen-Aids zu und sind später dann kaum vermittelbar.“

Der Weltkatzentag wird alljährlich am 8. August gefeiert, doch Tierschützerinnen und Tierschützern aus dem Ammerland und Oldenburg ist nach Feiern nicht zumute: Immer mehr Fundtiere landen im Oldenburger Tierheim oder auch in diversen Pflegestellen der Tierschutzorganisationen. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Im Dauereinsatz

„In den vergangenen beiden Jahren waren wir schwerpunktmäßig ab Juni den ganzen Sommer über im Einsatz, weil uns freilaufende Kätzchen gemeldet wurden, die ausgesetzt worden waren oder von einem halb verwilderten Muttertier stammen, und dieses Jahr begann diese Arbeit schon im April“, berichtet Renate Merkel vom Tierschutzverein Ammerland, die mit anderen Ehrenamtlichen wegen der Katzenproblematik tagtäglich im Einsatz ist. 106 Fundkatzen, davon 78 Kätzchen, hätten sie bis dato seit Jahresanfang bereits gefangen, davon rund 95 Prozent ab April. Zu diesen Tieren kämen 35 Streunerkatzen, die eingefangen, kastriert und in ihrem gewohnten Umfeld wieder freigelassen wurden – eine Maßnahme, die über das vereinseigene durch Mitgliederbeiträge und Spenden finanzierte Streunerprogramm möglich gewesen sei. Aber das sei bei dem vielen Katzenelend nur die Spitze des Eisberges.

On top kämen zu all’ diesen Tieren bis jetzt etwa 80 Katzen, die Ammerländern zugelaufen oder die von ihnen gefangen worden seien und von denen der Tierschutzverein Kenntnis erhielt. Vereinsmitglieder oder die Finder der Tiere hätten diese dann nach Oldenburg ins Tierheim gebracht. Darüber hinaus kämen, ist sich Renate Merkel sicher, noch diverse zugelaufene Katzen, die – ohne den Tierschutzverein einzuschalten – von Tierfreunden direkt ins Oldenburger Tierheim gebracht würden.

Dort ist der Platz ebenso begrenzt wie bei den zahlreichen Pflegestellen der Oldenburger Katzenhilfe und des Tierschutzvereins Ammerland. „Wir haben wie jedes Jahr sehr viele Fundtiere. Auffällig ist diesmal, dass das nicht nur Kätzchen – oft sogar mit ihren Müttern – oder hochtragende Kätzinnen sind, sondern auch vermehrt ältere Tiere, die auch kastriert sind und ein Zuhause gehabt haben müssen“, berichtet Verena Kramer, Tierpflegerin im Oldenburger Tierheim, das sich um Tiere aus der Stadt Oldenburg, dem Ammerland und der Gemeinde Wardenburg kümmert. „Wir haben auch vermehrt Nachfragen, weil Katzenhalter speziell ältere Tiere abgeben wollen.“

Mehr Tiere abgeben

Das habe zum einen damit zu tun, dass Katzenbesitzer die stark gestiegenen Tierarztkosten nicht mehr zahlen könnten, manchmal aber auch, weil sich Partner trennten und das Tier nicht mit in die neue Wohnung nehmen könnten, ältere Tierhalter in eine Pflegeeinrichtung müssten oder gar versterben. „Obwohl wir als Tierheim in derartigen Fällen Katzen aufnehmen, was andere Einrichtungen nicht tun, haben wir dafür derzeit keinen Platz mehr.“ Verena Kramer appelliert zudem an Katzenbesitzer, die Tiere vermissten, auch im Tierheim nachzufragen, ob ihr Tier dort sei. Außerdem sollten Katzenbesitzer ihre Sofatiger nicht nur chippen lassen, sondern sie auch beim kostenlosen Haustierregister Tasso anmelden.

Von vermehrten Nachfragen, dass die Katzenhilfe Katzen aller Altersklassen aufnehmen soll, insbesondere wenn die Tiere schwere Unfälle gehabt hätten oder krank seien, weiß auch Helga Dirks zu berichten, die 2023 als „Horrorjahr“ bezeichnet. „Wenn es Probleme gibt, glaubt mancher, werden es die Tierschützer schon richten. Doch wir können einfach nicht alle Tiere aufnehmen und jeder Tierhalter hat auch ein gewisses Maß an Eigenverantwortung.“ Renate Merkel vom Tierschutzverein Ammerland rät dazu, dass man sich kein Tier anschaffen solle, wenn man niemanden habe, der sich in Notsituationen darum kümmern könne.

Tag der Katze am 8. August

An diesem Dienstag, 8. August, ist der internationale Tag der Katze, an dem Katzenbesitzer das Zusammenleben mit ihren Haustieren feiern. In Deutschland ist die Katze das beliebteste Haustier: 2022 sollen nach Angaben des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands 16,7 Millionen Katzen in deutschen Haushalten gelebt haben, das heißt in jedem vierten Haushalt lebt ein Schmusetiger. Seit 2002 gibt es den Weltkatzentag. Wer ihn ins Leben gerufen hat, ist nicht klar. Als Initiator wird die Tierschutzorganisation „International Fund for Animal Welfare“ aufgeführt.

Tierschutzorganisationen wie der WWF oder Pro Wildlife nehmen das Datum zum Anlass, um auf die Lebensverhältnisse von Wildkatzen – vor allem der bedrohten Arten – hinzuweisen. Viele Wild- und Großkatzen wie Löwen, Leoparden, Schneeleoparden, aber auch Jaguar, Geparden und Tiger sind vom Aussterben bedroht.

Nicht nur in Deutschland wird der Katzentag am 8. August gefeiert, sondern international. Ausnahmen bilden Japan, das den nationalen Katzentag Neko no hi am 22. Februar begeht, die Vereinigten Staaten von Amerika, deren National Cat Day am 29. Oktober stattfindet und Russland, wo der 1. März der nationale Katzentag ist.


 

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