Werdende Eltern müssen sich auf weitere Wege einstellen

Artikel vom 10.08.2023

Angesichts der sinkenden Zahl von Geburtskliniken müssen sich werdende Eltern besonders in ländlichen Regionen auf längere Fahrwege einstellen. Bild: Mart Production/ Pexels

Ein kurzer Weg zum Kreißsaal bedeutet Sicherheit für werdende Eltern. Doch für Krankenhäuser ist die Geburtshilfe oft nicht rentabel. Zudem fehlen derzeit in Niedersachsen vielerorts Hebammen. Was erwartet wird.

Hannover - Angesichts der sinkenden Zahl von Geburtskliniken müssen sich werdende Eltern besonders in ländlichen Regionen auf längere Fahrwege einstellen. Allein in den vergangenen acht Jahren wurden nach Angaben des Hebammenverbands Niedersachsen unter anderem Geburtshilfe-Abteilungen in Friesoythe, Peine, Nordenham, Wittmund, Duderstadt, Bad Gandersheim und Stadthagen geschlossen. „Weitere Schließungen werden folgen“, sagte Verbandsvorsitzende Hilke Schauland.

Aktuell gibt es der Verbandschefin zufolge noch 65 Kreißsäle in Niedersachsen, vor fünf Jahren waren es 73 und vor 20 Jahren sogar 107 Geburtskliniken landesweit. Die Landkreise Wesermarsch und Diepholz hätten gar keine Kreißsäle mehr, sagte Schauland. „In der Stadt Emden wurde bereits der Kreißsaal geschlossen, obwohl die zentrale Klinik in Georgsheil erst noch gebaut werden muss.“

Die geburtshilfliche Versorgung sei grundsätzlich sichergestellt, betonte die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG). Es gebe aber eine Entwicklung hin zu größeren Einheiten, was Umfang, Ausstattung und Geburtenzahlen anbelangt.

Gründe für den Rückgang der Stationen sind laut NKG der Fachkräftemangel, Fusionen von Krankenhaus-Standorten sowie die unzureichende Finanzierung der Geburtshilfe. Mit längeren Wegen für werdende Eltern rechnet die Krankenhausgesellschaft jedoch nur im Einzelfall in einigen Regionen.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die Erreichbarkeitsschwelle für die Geburtshilfe auf 40 Minuten Pkw-Fahrtzeit festgelegt. Dies sei unter medizinischen Gesichtspunkten der bundesweit vertretbare Schwellenwert.

„Momentan sind wir noch zu wenige Hebammen“, sagte Schauland. „Nur haben wir den Eindruck, dass der Hebammenmangel auch mal als Grund für Kreißsaalschließungen vorgeschoben wird.“ Die Geburtshilfe werde nicht ausreichend refinanziert, kritisierte die Verbandschefin aus Oldenburg. Aufgrund des Fachkräftemangels behelfen sich Kliniken laut Schauland aktuell mit Zeitarbeitshebammen oder sie werben Hebammen im Ausland an.

Seit kurzem ist ein Studium Voraussetzung für angehende Hebammen. Insgesamt wurden landesweit entsprechend einem Bundesgesetz 140 neue Bachelor-Studienplätze für Hebammenwissenschaft geschaffen. „Es ist absehbar, dass durch die Hochschulabsolventinnen die angespannte Personalsituation in den Kreißsälen entschärft werden kann“, sagte Schauland. An den Berufsschulen hatte es zuvor nur 80 bis 100 Plätze für Hebammenschülerinnen gegeben.


 

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