Artikel vom 15.08.2023

In Landkreis Oldenburg ist die Zahl der Hinweise auf Kindeswohlgefährungen 2022 erneut gestiegen. Bei einem Großteil der Überprüfungen wurde erfreulicherweise weder eine akute noch eine latente Gefährdung festgestellt. (Symbolbild/Pixabay)
Die Zahl der Hinweise auf Kindeswohlgefährdung im Landkreis Oldenburg ist 2022 abermals gestiegen. Die Überprüfungen durch das Jugendamt lassen in vielen Fällen aufatmen – leider nicht in allen.
Landkreis - 41 Mädchen und Jungen aus dem Landkreis Oldenburg waren im vorigen Jahr von akuter Kindeswohlgefährdung betroffen. Das geht aus den Zahlen des Landesamtes für Statistik hervor, die am Freitag für das Jahr 2022 veröffentlicht wurden. Insgesamt hatte das Kreisjugendamt 307 Fälle geprüft, bei denen Menschen aus dem Umfeld – etwa Lehrkräfte, Nachbarn oder andere Personen – Kinder gefährdet sahen. Leicht gestiegen ist damit sowohl die Zahl der Meldungen aus dem Kreisgebiet (2021: 274 Verfahren zur Gefährdungseinschätzung; 2020: 256 Verfahren) als auch die Zahl der als akut gefährdet eingestuften Kinder (2021: 40 Kinder; 2020: 33 Kinder).
Neben den 41 Fällen von akuter Gefährdung des Kindeswohls – etwa durch Vernachlässigung, körperliche oder psychische Misshandlung, sexualisierte Gewalt – stellte das Jugendamt im Jahr 2022 bei 38 Mädchen und Jungen eine latente Kindeswohlgefährdung fest. Als „latent gefährdet“ gilt das Kindeswohl, wenn die Frage nach der gegenwärtig bestehenden Gefahr nicht eindeutig beantwortet werden kann, aber gewichtige Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung vorliegen oder sie nicht ausgeschlossen werden kann.
Häufig „nur“ Hilfebedarf
In 205 Fällen sah das Jugendamt keine Gefährdung des Kindeswohls, jedoch Hilfebedarf; und 23 der geprüften Fälle ergaben weder Kindeswohlgefährdung noch Hilfebedarf.
Deutlich mehr Verfahren zur Gefährdungseinschätzung als der Landkreis – und auch die meisten in der gesamten Weser-Ems-Region – hatte 2022 die Stadt Delmenhorst zu bearbeiten: 845 Meldungen wurden dort überprüft. Allerdings gelangte das Jugendamt in 584 Fällen zu der Einschätzung, dass keine Kindeswohlgefährdung vorlag. 40 Kinder waren in Delmenhorst von akuter, 221 von latenter Kindeswohlgefährdung betroffen.
Landestrend ähnlich
Auch landesweit ist die Zahl der Hinweise auf gefährdete Kinder gestiegen. 17.448 Gefährdungseinschätzungen durch die Jugendämter hat es laut Landesamt für Statistik in Niedersachsen insgesamt gegeben – fast 300 mehr als im Jahr zuvor. Zwar ging die Zahl der Fälle, in denen tatsächlich eine Kindeswohlgefährdung festgestellt wurde, in derselben Zeit von 4350 auf 3980 zurück. Damit gab es aber immer noch rund 1000 Kindeswohlgefährdungen mehr als noch im Jahr 2017.
Die Verfahren zur Einschätzung möglicher Gefährdungen bezogen sich etwas häufiger auf Jungen (52 Prozent) als auf Mädchen. Die Altersgruppen waren fast gleichermaßen vertreten, von Babys und Kleinkindern bis drei Jahren bis zu 14- bis 17-jährigen Teenagern.
Etwa die Hälfte der Kindeswohlgefährdungen wurde als akut eingestuft. Am häufigsten ging es dabei um Vernachlässigung (1169 Fälle), gefolgt von körperlicher (660 Fälle) und psychischer Misshandlung (697 Fälle). Sexuelle Gewalt (121 Fälle) wurde vergleichsweise selten festgestellt. In einem einzelnen Verfahren können jeweils mehrere Arten der Kindeswohlgefährdung vermerkt werden.