Corona-Blues? – Das hilft gegen negative Gedanken

Schafmeyer: In meinem Umfeld erlebe ich die Situation, mit der Pandemie leben zu müssen, nicht so, dass die Menschen sich vermehrt bei einer Lebensberaterin Hilfe suchen. So wie ich es beobachtet habe, findet das eher auf einem Parkplatz vor dem Supermarkt statt oder bei einem Spaziergang, wenn man sich zufällig trifft. Hier reden die Menschen kurz oder auch länger miteinander. Corona ist allgegenwärtig.
Schafmeyer: Ich erfreue mich derzeit an dem Licht. Es wird wieder heller. Das gibt mir Antrieb, Lebensfreude, macht Hoffnung auf etwas Neues. Es erhellt meine Seele und meinen Geist. Kraft schenkt mir auch mein Glaube. Gottes Wort führt mich aus meiner Begrenztheit meines Lebens heraus, macht es weit. Es gibt mir eine andere Perspektive auf das Leben.
Schafmeyer: Die Menschen, die zu mir in die Beratung kommen, befinden sich meist in einer Lebenskrise. Corona trägt eventuell dazu bei, dass die Beschwernisse noch deutlicher zu Tage treten. Die Situation erscheint hoffnungsloser, weil die Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind und weil die allgemeine Stimmung zusätzlich aufs Gemüt schlägt.
Oft handelt es sich bei den Ratsuchenden um Lebensumbrüche oder starke Veränderungen im Leben. Das können Krankheiten sein oder Verluste. Auch negative Einstellungen, Ängste, Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit usw.. Das kann alles zu emotionaler und seelischer Instabilität führen. Hier bedarf es der Unterstützung, Aufarbeitung und Neuausrichtung.
Schafmeyer: Freiheit! Ich glaube, viele Menschen haben Großes geleistet. Sie haben Verzicht geübt in unterschiedlichsten Bereichen. Sie mussten erfinderisch werden, wie sie „die leeren Zeiten“ füllen konnten. Oder wie sie zusätzlich Zeit und Raum für die Begleitung ihrer Kinder fanden. Hier war neben der Kreativität viel Geduld und Einsicht von allen Seiten gefragt.
Jetzt ist eine Sehnsucht da, die ganzen „Corona-Worte“ mal aus dem Gedächtnis zu löschen. Freie Gedanken haben zu dürfen. Wieder planen zu können, Planungen umzusetzen. Das mag die Fahrt zum Baumarkt oder ins Einkaufszentrum sein oder zu den Verwandten. Oder Kultur mal wieder live erleben. Die ,Zange im Kopf’ beiseitelegen.
Schafmeyer: Einsamkeit ist ein großes Problem, nicht nur in Corona-Zeiten. Einsamkeit kann zu einer Negativspirale werden. Wer sich in diesem Kreislauf befindet, braucht viel Kraft, sie zu überwinden. Ein Trotzdem auszusprechen und sich z.B. für eine kleine, sinnvolle Aufgabe zu entscheiden. Am Abend Rückblick halten, was heute alles gut war. Manchmal sind es die ganz kleinen Dinge, die leicht übersehen werden, die einen aber fröhlich machen.
Eine Möglichkeit, die ich auch empfehle, ist, bewusst einen Spaziergang mit einem GEHdanken oder GEHbet zu begehen und darüber nachzusinnen. Das ist auch für Menschen gut, die sonst viel Kontakt pflegen und einmal entschleunigen müssen. Die Grundfragen nach dem Sinn des Lebens bedenken: Wo komme ich her und wo gehe ich hin? Was ist der Sinn dieser Tage, die ich hier lebe? Ich bevorzuge da den „Chatroom“ zwischen Himmel und Erde. Gottes Wort in mein Leben sprechen zu lassen. Zum Beispiel: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“. Jes. 40, 31.
Schafmeyer: Erkennen heißt ja, dass ich etwas am anderen wahrnehme, Körperhaltung, Gestik, Mimik. Das vermittelt mir eine Botschaft. Ein einsamer Mensch ist eher zurückhaltend, still, verhalten, trauriger oder im Gesichtsausdruck verhärtet. Hier kann ich behutsam einen Kontakt aufbauen mit einem Lächeln, sich ihm zuwenden, ansehen. Auch hinter einer Maske kann man ein Lächeln erkennen! Ihm signalisieren: ,Ich sehe dich!’ Ein sanftes Fragen nach seinem Befinden. Unbedingt zuhören, nicht mit Floskeln antworten: „Das wird schon wieder“. Das bewirkt noch mehr Einsamkeit.
Oder kreativ werden. Neulich erzählte mir eine Frau, sie habe Kuchen gebacken und sei damit zu ihren Nachbarn gegangen und habe ihn einfach verschenkt. Was glauben Sie, wie das die Gesichter verändert und einen ganzen Tag retten kann!
Schafmeyer: Wenn ich kann, Telefonkontakt aufnehmen zu Menschen, von denen ich schon länger nichts mehr gehört habe. Fragen, wie es ihnen geht und anknüpfen an „alte Zeiten“. Junge Leute nehmen gerne ihre Handys und verschicken Fotos. Und, warum nicht, mal wieder einen Brief schreiben. Wer mehr für sich bleiben will, kann sich auch fragen: Gibt es irgendetwas, wofür ich trotz der schwierigen Alltagslage dankbar bin? Dankbarkeit verändert den Fokus und schaut nicht nur auf das, was wir gerade nicht haben. Wer etwas findet, wofür er dankbar sein kann, erkennt einen inneren Reichtum.
Schafmeyer: Handys und Computer bieten neue Möglichkeiten. Sie sind auf jeden Fall besser als gar kein Kontakt, aber sie sind nur eine Notlösung. Sie können helfen, diese Zeit, die unmenschliche Züge annimmt, zu überbrücken. Solange wir uns nicht umarmen können, ist es gut, sich wenigstens ab und zu anzuschauen. Die Jüngeren müssen hier den Älteren helfen. Die Generationen sind aufeinander angewiesen.
Schafmeyer: Ich würde gar nichts ausblenden, sondern mich darin üben, die Gedanken neu zu bewerten. Wenn ich mich in einer Krise befinde, kann ich mich vielleicht fragen, ob ich früher schon einmal ähnliches erlebt habe und mich daran erinnern, was mir damals geholfen hat. Das kann Kräfte, die da sind, freisetzen.
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