Mehr Lebensqualität für Schwerstkranke und Angehörige

Oldenburg - Diesmal war es nicht der obligatorische „erste Spatenstich“, der den Start einer Baumaßnahme üblicherweise symbolisiert. Diesmal war es richtig Arbeit für die Beteiligten: Für das Projekt Tageshospiz packten Hospiz-Mitarbeiter und Mitglieder des Kuratoriums Stiftung Hospiz Oldenburg kräftig an. Es galt den Garten des Hauses Grüne Straße 20 auf- und auszuräumen. Die erworbene Immobilie macht ein Angebot möglich, an das schon länger gedacht wurde, das aus Platzgründen bisher aber nicht möglich war: ein Tageshospiz als zeitlich begrenzter Aufenthaltsort für schwerstkranke Menschen.
Angehörige entlasten
„Es ist der emotionale Beginn des Gesamtkonzepts Tageshospiz“, sagt Hospizleiter Andreas Wagner über den Arbeitseinsatz, der die neue Idee „erstmals nach außen sichtbar macht“. Denn „alle scharren mit den Hufen“, berichtet Kuratoriumsmitglied Kay Preuß von den Erwartungen, die auch die Mitarbeiter und Ehrenamtliche an das Projekt haben. Denn die vier Tageshospizplätze sollen nicht nur den schwerstkranken Menschen selber helfen, sondern vor allem auch deren Angehörigen. Diese können die „Auszeit“ für sich nutzen, wohl wissend, dass professionelle Betreuung gewährleistet ist.
Aus zwei mach eins
Dabei wird das Tageshospiz nicht direkt in der historischen Hundehütte entstehen, dessen Treppenhaus und Außenfassade erhalten werden müssen. Vielmehr ist ein Zusammenwachsen mit den unmittelbar benachbarten Räumlichkeiten des Hospiz St. Peter geplant. Dessen bisher zwölf Plätze werden leicht erweitert: Künftig stehen zehn Bettplätze plus vier Tageshospizplätze zur Verfügung. Während all diese Plätze im Bestandsgebäude eingerichtet werden, wird das Haus in der Grünen Straße vor allem Raum für die zahlreichen Veranstaltungen bieten sowie für die Beratung von Angehörigen.
Für jeden Gast des Tageshospizes wird es ein Gästezimmer geben, den ganz persönlichen Rückzugsraum. Gemeinschaftsräume wie Wohnzimmer, Aufenthaltsraum und Gemeinschaftsküche werden Bewohnern des Hospizes und Gästen des Tageshospizes gleichermaßen zur Verfügung stehen. „Das soll zu Begegnungen führen“, betont Wagner. Dabei müsse man auch selber erst einmal lernen, ergänzt Preuß: „Wir sind neugierig, ob die Gäste das Bedürfnis haben, sich zurückzuziehen oder das Angebot in Anspruch nehmen.“ Auch für die vielen ehrenamtlich im Hospiz Tätigen bedeute das ganz neue Aufgaben und Angebote.
Ängste abbauen
Aber Wagner hebt noch einen anderen Aspekt hervor: „Durch die Nutzung des Tageshospizes besteht die Möglichkeit, das Hospiz kennenzulernen.“ Das könne Berührungsängste abbauen, hofft der Leiter. Ausdrücklich sieht er das Tageshospiz nicht als Konkurrenz zur ambulanten Hospizarbeit als „wichtiges Angebot für Menschen am Lebensende“, sondern als deren Ergänzung. Denn trotz der ambulanten Hilfe stießen Angehörige oft an ihre Grenzen. Diese seien oft mit der emotionalen Belastung überfordert.
Aus der Palliativmedizin wisse man um die Verbesserung von Lebensqualität und -erwartung und niedrigere Belastung der Angehörigen, je früher diese Form der Versorgung im Krankheitsprozess eingebunden werde, sagt Mediziner Preuß. „Das Tageshospiz greift die Idee dieses frühen Angebots auf.“ Eine gute Betreuung sei auch zu Hause möglich – aber nicht 24 Stunden am Tag. Deshalb soll es das Angebot der zeitlich befristeten Betreuung auch nicht nur tagsüber geben, sondern auch nachts. „Das gibt es bisher so nicht“, sagt Wagner. Dabei sei, so Preuß, der Angstlevel bei Angehörigen gerade nachts höher, wenn es keine pflegerische oder medizinische Hilfe gebe.
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