Mit Pingpong gegen Parkinson

Hundsmühlen - Seine Arme und Beine beginnen zu zittern, wenn Erich Duden sich unterhält. Nur wenn es ihm dann gelingt, sich stark zu konzentrieren, kann er seinen Körper wieder zur Ruhe bringen. Seit mehr als vier Jahren ist der 77-jährige Hundsmühler inzwischen an Parkinson erkrankt. „Ich habe die Krankheit durch den Tremor bemerkt – durch das Zittern. Das habe ich auf der rechten Seite stärker“, sagt er. Unter Stress gerate auch seine Stimme ins Stocken.
Eine Möglichkeit, diese Erkrankung des zentralen Nervensystems zu heilen, gibt es nach aktuellem Forschungsstand noch nicht. Die Behandlung der Symptome ist allerdings mit verschiedenen Therapiemethoden immer besser möglich. Auch Sport könne dabei helfen und so das Gehirn stimulieren, sagt Duden. „Deswegen muss man immer am Ball bleiben mit der Bewegung.“ Neben regelmäßigem Radfahren und Nordic Walking spielt er daher nun auch Tischtennis in der neu gegründeten Pingpong-Parkinson-Gruppe des Hundsmühler TV (HTV). „Beim Pingpong ist kein Zittern da, da habe ich etwas in der Hand“, sagt Duden. Auch nach dem Training fühle er sich besser.
Motorik trainieren
Aufmerksam geworden sei der HTV auf die Kombination von Tischtennis und Parkinson über einen Flyer des Vereins PingPongParkinson Deutschland e.V., sagt Duden, der als Ehrenamtlicher im HTV tätig ist. Geeignet sei Tischtennis für Parkinson-Erkrankte aus vielerlei Gründen. So werde bei der Sportart die gesamte Motorik stark in Anspruch genommen. Gefragt seien Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, schnelle Bewegungen sowie die Koordination der Arme und Beine. „Der Ball ist sehr klein und den musst du erwischen.“ Das trainiere das Gehirn. Auch der Austausch mit anderen Erkrankten könne helfen: „Allein um wieder Mut zu geben – für andere, die von den Symptomen her schlechter dran sind.“
Outing
Doch andere Erkrankte für die neue Pingpong-Parkinson-Gruppe zu gewinnen, sei nicht einfach. „Die Leute scheuen sich, sich zu outen. Das ist das Problem.“ Erfahrungen damit habe er in seinem eigenen Umfeld. Auch in der Gemeinde Wardenburg gebe es etliche Menschen mit Parkinson-Erkrankung, weiß er. „Das mag keiner gerne sagen, dass er krank ist. Ich musste mich auch überwinden.“
Doch ein offener Umgang lohne sich. Das merke er auch beim Tischtennisspielen: „Weil du merkst, dass das alles noch funktioniert. Du spürst, du bist noch da.“ Mann müsse die Krankheit akzeptieren, sagt er. „Wenn du es nicht akzeptierst, dann kommst du in die depressive Phase.“ Daher empfiehlt der Hundsmühler: „Die Leute sollten den Mut haben sich zu outen – in ihrem Interesse.“
Trainingszeiten
Das Training für Parkinson-Erkrankte findet jeden Donnerstag zwischen 11 und 13 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus, Achternmeerer Straße 16 in Wardenburg statt. Aktuell seien sie zu dritt, sagt Duden. Zusätzlich ist Trainerin Astrid Manßen mit dabei. „Ich verstehe Beeinträchtigte sehr gut“, sagt die Rollstuhlfahrerin.
Duden hat mittlerweile Blut geleckt beim Tischtennis und will bald bei den Ü60-Spielern mitmachen. „Ich will hier bei den Normalen mitspielen demnächst“, sagt er motiviert. „Weil ich Spaß am Tischtennis gefunden habe – durch Parkinson wenn man so will.“
Das Ü60-Training findet dienstags von 11.30 bis 13.30 Uhr und freitags von 11.15 bis 13.15 Uhr statt. Ein Probetraining ist dreimal kostenlos möglich. Weitere Informationen im Internet unter www.hundsmuehlertv.de oder unter Tel. 0441/5050936.
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